Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Chemnitzer Brüder verdienen Solidarität

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Das Karl-Marx-Monument in Chemnitz

Foto: ArTo / Adobe Stock

"Gemeinsam gegen Menschenverachtung, Intoleranz und Hass": Die Brüder der Freimaurerloge "Zur Harmonie" i. O. Chemnitz nehmen mit deutlichen Worten Stellung zu den Geschehnissen in ihrer Stadt.

Von Br. S.L., Redner der Osnabrücker Loge "Zum Goldenen Rade"

In ihrer Erklärung betrauern sie den Chemnitzer, der bei einer Auseinandersetzung auf dem Stadtfest sein Leben verloren hat, verwahren sich aber dagegen, dass sein schrecklicher Tod für Hasskampagnen missbraucht wird.

Die Erklärung der Chemnitzer Brüder macht deutlich, dass die Werte der Freimaurerei gerade jetzt orientierende Kraft entfalten können und dass es angesichts der krawallartigen Szenen, die sich in Chemnitz und zuletzt auch in Köthen zugetragen haben, wieder Mut erfordert, sich zu ihnen zu bekennen. Denn der Aufruf zu Toleranz und Mäßigung bedeutet, sich denen in den Weg zu stellen, die noch aufzuklärende Todesfälle zum Anlass nehmen, um zum Hass aufzurufen, Menschen auf offener Straße zu bedrängen und, wie in Köthen geschehen, in Sprechchören nach einem neuen Nationalsozialismus zu rufen.

Das freimaurerische Bekenntnis zur Humanität mag noch vor wenigen Jahren für manche Beobachter nach bequemer Allgemeinheit geklungen haben. Jetzt erweist es sich als dringlich. Die Chemnitzer Brüder verdienen allen Respekt und jede brüderliche Unterstützung dafür, dass sie sich in diesen Tagen so klar positionieren.

Dabei kann es nicht um parteipolitische Statements gehen, kann das Für und Wider der Migrations- und Flüchtlingspolitik nicht im Mittelpunkt stehen. Freimaurern geht es um das von Respekt, Toleranz und gegenseitiger Hilfe geprägte Zusammenleben der Menschen. Sie fassen dieses Ziel im Symbol des Tempelbaus der Humanität zusammen. Freimaurer leben in ihren Logen vor, wie Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen, Bekenntnisse und Herkünfte respektvoll miteinander umgehen und sich in gemeinsamer Arbeit für eine bessere Zukunft vereinigen können. Die so mit Leben erfüllte Bauhütte ist der Aufriss für eine gesellschaftliche Wirklichkeit, in der Hass, Angst, Intoleranz und Gewalt keinen Platz haben. 

In diesem Sinn sollten gerade Brüder Freimaurer aktiv für Freiheit, Respekt und Gewaltlosigkeit eintreten und sich dabei gegenseitig ermutigen und unterstützen. Dieses Signal der Unterstützung gilt aktuell den Chemnitzer Brüdern – und weiter all jenen Freimaurern, die sich gerade dort für Menschenliebe engagieren, wo Hassparolen gegrölt werden. Das gesellschaftspolitische Klima wird in unserem Land mehr und mehr von hässlichen Kontroversen geprägt, mit denen am Ende niemandem geholfen ist. Das Engagement gegen gesellschaftliche Spaltung ist gefragt. Wir Brüder Freimaurer haben darin unsere derzeit dringlichste Aufgabe.

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