Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Der alte Lessing neu entdeckt

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Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), einer der bedeutendsten Dichter der Deutschen Aufklärung, war in seiner Jugend auch einer der „Stars“ der sogenannten Rokokolyrik. Diese seinerzeit äußerst populäre literarische Mode kreiste fast ausschließlich um Wein, Weib und Gesang – vergleichbar mit der heutigen Schlagerdichtung. Kaum ein Dichter konnte sich ihr damals entziehen und so finden sich hier Namen wie Wieland, Klopstock und Mörike, ebenso wie Schiller, Herder und Goethe.

Auch das ist Lessing:

Ein Hurenhaus geriet um Mitternacht in Brand.
Schnell sprang, zum Löschen oder Retten,
Ein Dutzend Mönche von den Betten.
Wo waren die? Sie waren — bei der Hand.
Ein Hurenhaus geriet in Brand.”

Lessings Jugendgedichte fanden fast alle Einzug in die Liederbücher des 18. und 19. Jahrhunderts und übertrafen die seiner Zeitgenossen an Popularität noch bei weitem. Ganz offenbar hatte der lebensfrohe Lessing seine helle Freude an den frechen, ironischen und erotischen Stilmöglichkeiten dieser Mode.

Damit diese unbekanntere Seite von Lessings Schaffen nicht in Vergessenheit gerät, hat der Lessingkenner und Autor des Lessing-Mendelssohn-Stückes „Mein lieber Moses…“ Jens Oberheide das Projekt „Lebenslust & Lessinglieder“ initiiert. Unter seiner Leitung entstanden eine Klassik-Edition mit dem Bassbariton Marek Kalbus und dem Pianisten Maxim Böckelmann sowie eine Jazz-Edition mit Gabrielle Heidelberger und Band.

Herausgeber ist PEGASUS – Freimaurerischer Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation e.V. Bayreuth, ein kreatives Netzwerk für Künstler und für die Freunde der Schönen Künste. Freimaurerei hat als Symbolbund und Wertegemeinschaft seit nahezu 300 Jahren eine große Anziehungskraft auf Künstler aller Ausdrucksformen und Sparten ausgeübt.

Gotthold Ephraim Lessing ist 1771 Freimaurer geworden. Bevor sich Lessing den Ideen dieses Weltbundes der Menschlichkeit zuwandte, hat er in einem seiner frühen Lieder die Freimaurer verspottet. Thomas Bierling hat dieses Spottlied erstmalig vertont, das neben 11 jazzigen und chansonesken Neuvertonungen auf der Jazz&Chanson-Edition zu hören ist.



Die meisten der Gedichte Lessings wurden vertont, rund 125 Lieder entstanden bereits im 18. Jahrhundert, aber auch später bis in die heutige Zeit hinein inspirierten Lessings geistreiche und scharfzüngige Verse immer wieder Komponisten zu neuen Vertonungen. Die Zusammenstellung der Klassik-Edition beinhaltet so Lessingvertonungen aus vier Jahrhunderten, von Zeitgenossen Lessings wie Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven über Sigfrid Karg-Elert bis hin zu Komponisten der Gegenwart wie Siegfried Matthus und Franck Adrian Holzkamp. Einige der Lieder wurden dabei als Handschriften und Autographen im persönlichen Nachlass des bedeutenden Musikforschers und Begründers des Lessing-Museums Georg Richard Kruse (1856-1944) entdeckt, für dieses Programm rekonstruiert und liegen hier nun als Weltersteinspielungen vor.


Der Komponist Thomas Bierling hat die Lessing-Lieder konzeptionell völlig neu aufgefasst, auf faszinierende Weise verjazzt oder als Chansons vertont. Das Ausdrucksmittel Jazz hätte einem kämpferischen Aufklärer wie Lessing sicherlich gut gefallen. Aus der afroamerikanischen Wiege ist diese Musik längst entwachsen und universal mündig geworden. Vor allem so, wie ein französisches Wörterbuch von 1860 es aus dem Begriff „jasm“ ableitet, nämlich als „Energie, Dynamik,Vitalität“. Auch der vitale junge Lessing war drängend, herausfordernd, aufmüpfig, und seine Lieder sind vorwiegend aus diesem Geist geschrieben. Er hat sie übermütig mit Satire, Spott und Lebensfreude gewürzt, er hätte sie sicherlich gern auch mit jazzigen Rhythmen anrichten lassen.Alle Lessing-Lieder dieser CD hat Thomas Bierling komponiert und arrangiert. Gabrielle Heidelberger singt sie in ihrer unnachahmlichen Art, vom Jazz-Quintett mit dem Komponisten am Klavier begleitet. „Jazz“, sagt Leonard Bernstein, „ist Freude am Spiel und deshalb Unterhaltung im besten Sinne.“ Genau das vermitteln Thomas Bierling, Gabrielle Heidelberger und ihre Band.

Die CDs sind erhältlich bei www.fidelitas-records.de.

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