Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Der Mann mit den vielen Leben

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Audie Murphy Foto: AF archive / Alamy Stock Foto BP9E8N

Googelt man den Namen des US-amerikanischen Schauspielers Eddie Murphy und den Begriff „Freimaurer“, kommt man zu zahlreichen Ergebnissen, die einen glauben lassen, der „Beverly-Hills-Cop“-Star sei Mitglied der „North Hollywood Lodge No. 542“. Auch in den sozialen Medien geistert unter Brüdern die angebliche Mitgliedschaft Murphys als Meme herum. In den berühmten Listen noch berühmterer Freimaurer finden sich bei näherer Betrachtung zahlreiche derartige Falschmeldungen. Vielleicht als Ergebnis brüderlichen Wunschdenkens oder als verschwörungstheoretisches Outing durch selbsternannte Enthüller, die mal wieder beweisen wollen, wie einflussreich die Freimaurerei war und ist.

Ein ausgezeichneter Soldat

Im Falle von Eddie Murphy liegt jedoch eine kuriose Verwechslung vor. Mitglied der „North Hollywood Lodge No. 542“ war ein ganz anderer Murphy, nämlich der Kriegsheld, Schauspieler, Schriftsteller und Songwriter Audie Murphy. Dessen Biografie hätte gut und gerne für fünf Menschenleben gereicht. 

Geboren am 20. Juni 1925 in Texas, wuchs er in den ärmlichen Verhältnissen einer Farmerfamilie auf, als sechstes Kind von insgesamt 12 Geschwistern, von denen bereits drei im Kindesalter starben. 

Nach dem Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 und dem darauffolgenden Kriegseintritt der Vereinigten Staaten bewarb sich der 16-jährige Audie Murphy bei den Streitkräften, wurde jedoch aufgrund seines Alters abgelehnt. Daraufhin fälschte er seine Papiere, korrigierte sein Alter auf 18 und landete im Juni 1942 schließlich bei der US-Army. Von nun an schlug er zahlreiche Schlachten, bei denen er sich durch besondere Tapferkeit vor dem Feind auszeichnete. Murphy stieg innerhalb kürzester Zeit vom einfachen Soldaten zum First Lieutenant auf, was dem Dienstgrad eines Oberleutnants entspricht. Biografen behaupten, er habe bis zum Ende des Krieges 240 feindliche Soldaten getötet und sechs Panzer der Gegenseite zerstört. 

Mit 33 Auszeichnungen und Medaillen, darunter die „Medal of Honor“ als höchste militärische Ehre, die von der amerikanischen Regierung vergeben wird, gilt Audie Murphy als meistdekorierter amerikanischer Soldat des Zweiten Weltkrieges. Von 1950 bis 1966 diente er zudem in der Nationalgarde, in der er bis zum Major befördert wurde.
Auf Fotos wirkt er gar nicht, wie man sich einen Kriegshelden möglicherweise vorstellt: Gerade 1,70 Meter groß und nur 50 Kilogramm schwer, ein junger Schlaks, der kaum seine Uniform ausfüllte.

Ein unglücklicher Held

Und die Brutalität des Krieges forderte ihren Tribut von diesem jungen Mann. Audie Murphy war ein trauriger Held. Die Ereignisse hatten ihn zermürbt, er litt unter posttraumatische Belastungsstörungen, die in schwere Depressionen und eine Medikamentenabhängigkeit mündeten. Murphy engagierte sich deshalb später für die amerikanischen Militärveteranen, etwa die Heimkehrer aus den Kriegen in Korea oder Vietnam, und gab ihnen mit seiner Bekanntheit erstmals eine Lobby.
Seine Kriegserlebnisse verarbeitete er in seiner 1949 erschienenen Biografie „To Hell And Back“, für die er selbst nur wenige Seiten schrieb. Autor war im Wesentlichen sein Freund David McClure. Das Buch wurde zum Bestseller und in der Verfilmung im Jahre 1955 spielte er sich selbst in der Hauptrolle. 

Bereits 1948 war er nach Hollywood gegangen, wo er eine zweite beeindruckende Karriere hinlegte. In den folgenden 20 Jahren spielte er in fast 50 Filmen mit, deren Mehrzahl dem Genre des „Western“ zuzurechnen ist. Der Held des Krieges und des Kinos bekam sogar seinen eigenen Stern auf dem „Hollywood Walk of Fame“.

Doch damit nicht genug: Auch als Dichter und Songwriter versuchte sich Audie Murphy nicht ohne Erfolg. Etliche seiner Country- und Folksongs wurden veröffentlicht und von Interpreten wie Dean Martin, Eddy Arnold oder Roy Clark gesungen und eingespielt.

Aber auch dieser Ruhm ließ aus Audie Murphy keinen glücklichen Mann werden. Seine erste Ehe scheiterte schon nach kurzer Zeit. Aus einer zweiten Ehe gingen schließlich zwei Kinder hervor. Er verzockte ganze Vermögen am Spieltisch und mit Pferdewetten, schloss finanziell unvorteilhafte Verträge ab. Sein Leben war bestimmt vom Krieg, der ihn in seinen Albträumen quälte und verfolgte.

Auch Audie Murphys Tod war nicht gerade unspektakulär. Am 28. Mai 1971 setzte ein Flugzeugabsturz in Virginia seinem rastlosen Leben ein Ende. Das Privatflugzeug, mit dem er auf dem Weg zu einem Geschäftstreffen war, flog in dichtem Nebel gegen einen Berg, alles sechs Insassen starben. 

Begraben wurde Audie Murphy auf dem Nationalfriedhof Arlington, dort gehört sein Grab zu den meistbesuchten. Der Stein ist nicht mit Blattgold belegt, wie es für Träger der „Medal of Honor“ üblich wäre, sondern in schlichtem Weiß gehalten, wie die meisten anderen. Es nennt als Geburtsjahr das von ihm als Halbwüchsiger vordatierte Jahr 1924, so wie es in den Dokumenten der US-Army verzeichnet ist. Am 1. Mai 2000 gab die U.S.-Post eine Briefmarke mit seinem Konterfei heraus.

Rasche Karriere auch als Bruder Freimaurer

Anfang der 50er Jahre hatte Audie Murphy begonnen, sich für Freimaurerei zu interessieren, die zu dieser Zeit unter Hollywood-Größen recht populär war. So trat er am 14. Februar 1955 zunächst der „North Hollywood Lodge Nr. 542“ bei. Im April desselben Jahres wurde er befördert und schon im Juni zum Meister erhoben. Auch im Bruderbund absolvierte er offenkundig eine mehr als rasche Karriere. 1956 wechselte er in die „Heritage Lodge Nr. 764“, die ebenfalls ins Hollywood angesiedelt ist. Und in seiner texanischen Heimat wurde er Mitglied im Schottischen Ritus und erreichte den 32. Grad. Dieser erlaubte ihm zudem – was zu jener Zeit Voraussetzung war – in Dallas Mitglied der Shriners zu werden. Der gemeinnützige Orden von Freimaurern hat in Hollywood eines seiner Zentren. Häufig nahm Bruder Audie Murphy auch an den legendären Paraden der Shriners in Texas und Kalifornien teil. Posthum wurde ihm schließlich der 33. Grad des Schottischen Ritus verliehen.

Der Beitrag entstammt der Zeitschrift “HUMANITÄT — Das Deutsche Freimaurermagazin”, Ausgabe 2-2019.