Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Gerd Scherms Autobiografie

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Einmal Leben und zurück

Die Autobiografie des Gerd Scherm

Gerd Scherm

Erschienen im Verlag p.machinery Michael Haitel

208 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-95765-263-8, 39,90 €

Unter dem Titel "Einmal Leben und zurück" hat der Autor, Maler, vielseitige Künstler und Freimaurer Gerd Scherm eine Autobiogafie vorgelegt.

Gerd Scherm und ich sind uns einige Male über den Weg gelaufen, wir haben hin und wieder telefoniert, gemailt. Um sich wirklich zu kennen, reicht es nicht. Aber es war zu spüren, dass sich, schon angesichts der umfangreichen künstlerischen Ausdrucksmittel, deren sich dieser zurückhaltend wirkende und humorvolle Mann bedient, eine Geschichte verbergen muss, die nicht geradlinig verlaufen sein kann. Dennoch war ich erstaunt, was in seiner offenen und zum Teil schonungslos ehrlichen Autobiografie zu lesen ist.

Das Leben ist kein solitärer massiver Block, es besteht aus Fragmenten. Große und kleine, spektakuläre und unscheinbare. So beschloss ich, die Splitter meiner Erinnerungen in mir zu suchen. Nicht als Forscher meiner selbst wollte ich unterwegs sein, sondern als Flaneur, als einer, der auf dem Boulevard seines Lebens spaziert und in die Schaufenster blickt.

Der geneigte Leser erfährt von einer schwierigen Jugend, von Enge und Zwängen, der Flucht von Zuhause, vom Ausprobieren, Drogen, Alkohol. Aber auch vom langsamen Finden und Wiederfinden des eigenen Ich, der Neigungen und Stärken. Scherm nimmt den Leser mit auf seine Lebensreise und trifft ihn gelegentlich unvorbereitet mit Gegensätzen, die so mancher Lebenslauf mit sich bringt. Wenn die Geschichte, mit 16 Jahren im Picadilly-Circus aus jugendlicher Neugier in einen Stripteaseclub gestolpert zu sein noch beinahe so klingt wie Friedrichs Merz’ Erzählungen von seiner wilden Zeit mit einer Mofa um die Jahrtausendwende, anekdotenhaft, so nehmen sich andere Episoden anders aus. Seine Zeitgenossen aus dem politischen Umfeld der APO müssen sich sehr gewundert haben, als er sich gegen jeden Trend als Berufssoldat verpflichtete und seinen Dienst bei der Luftwaffe in Pinneberg leistete. Und die wiederum waren sicher ebenso irritiert, als er nach zwei Jahren den Kriegsdienst verweigerte. Nur ein Beispiel für die wiederholten Brüche in seiner Vita.

Zu Beginn der Siebziger schien sich die Richtung zu festigen. Scherm wurde künstlerisch aktiv und zunehmend bekannt und erfolgreich. So sehr, dass er wenige Jahre später Kreativdirektor und “Allround-Kreativer”, wie er sich bezeichnet, bei der renommierte Porzellanmanufaktur Rosenthal wurde. Viel Arbeit, viel Kreativität, viel Druck, viel Überlastung führten wieder zum Exzess, zu Drogenmissbrauch. Scherm kollabiert und muss neu anfangen.

Aber auch das gelingt. Es folgen Kunstprojekte wie das Kabbala-Projekt, die Erdwächter-Installation, Indian Summer und EntARTET und natürlich viele Bücher. Heute ist Gerd Scherm, vor allen Dingen in seiner Region, ein etablierter und geachteter Künstler mit einem breiten Spektrum.

Gerd Scherm bei einer Veranstaltung in Hoya, 2011

Was ich zuerst nur als Chance auf ein gutes Preisgeld gesehen hatte, erwies sich als entscheidende Weichenstellung für mein weiteres Leben.

Zu Beginn der 90er Jahre nahm Scherm Kontakt zur Fürther Freimaurerloge auf. Sein Interesse allerdings galt weniger den freimaurerischen Werten als mehr dem schnöden Mammon, den auch ein Künstler immer im Blick haben muss. Die Loge hatte einen Essay-Wettbewerb ausgeschrieben und Scherm machte sich Hoffnung auf das Preisgeld. Er gewann auf andere Weise: Nach zwei Jahren wurde er Mitglied der Loge und die Werte der Freimaurerei beeinflussten und beeinflussen seitdem sein persönliches und künstlerischen Wirken in hohem Maße. Er wurde für eine Zeit Vorsitzender der Loge, gründete den freimaurerischen Kunstverein “Pegasus”, der bis heute existiert.

Eine ganz erstaunliche Vita, aus der an dieser Stelle nur einige wenige Punkte angerissen wurden. Sicherlich nicht alles, einige Geheimnisse wird Gerd Scherm sich gewahrt haben, aber doch viele interessante Stationen sind in erfrischendem Tempo und erstaunlicher Offenheit in seiner Autobiografie geschildert. Ein interessantes und spannendes Buch für alle, die den Künstler Gerd Scherm etwas näher kennenlernen möchten.