Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Hat die Freimaurerei ihren Glanz verloren?

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Hat die Freimaurerei ihren Glanz verloren?

Von Yannick Schreiber

Gibt man im Internet den Begriff „Freimaurerei“ ein, so erscheinen fragwürdige, aber auch seriöse Artikel und Seiten, die Informationen über unseren Bund bereitstellen und manches auch preisgeben. Teils mit heroischen Titeln wie „Der mächtigste Geheimbund der Welt“ oder ähnlichem. Oft liest man Beiträge oder entdeckt Listen mit bekannten Persönlichkeiten, die Mitglied im Freimaurerbund waren.

Natürlich ist es ein schönes und stolzes Gefühl, wenn man diese bedeutenden Namen liest. Doch es sind meist Brüder, die im 18., 19. oder der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelebt haben. Und stammen die damit assoziierten Geschichten nicht auch genau aus dieser Zeit? Was ist seitdem passiert? Wo stehen wir heute? Hat sich die Freimaurerei seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht weiterentwickelt oder hat sie gar ihren Glanz verloren? Gilt das nur für Deutschland oder auch für andere Länder wie England oder die USA? Oder haben wir nach wie vor diese bekannten und berühmten Persönlichkeiten in unseren Reihen und halten es nur geheim, so dass nicht einmal die eigenen Brüder darüber Bescheid wissen?

Man kann sich natürlich fragen: Ist das überhaupt wichtig für uns und die Freimaurerei im Allgemeinen? Darauf antworte ich mit einem klaren „Jein“. Unser Bund wird nicht danach bemessen, wie viele berühmte oder vermögende Mitglieder er hat. Aber sagt es nicht dennoch etwas über den Stellenwert der Freimaurerei in der Gesellschaft aus?

Die Logenmitgliedschaft als Privileg

Nehmen wir unsere schönen Logenhäuser als Beispiel. Gebäude, die als Aushängeschilder dienen. Doch stammen diese Gebäude nicht genau aus jener alten, längst vergangenen Zeit? Heutzutage geht es nicht mehr darum, neue Logenhäuser zu bauen, sondern vielmehr darum, den Bestand zu erhalten und nicht zu verlieren, was aber mitunter doch unvermeidlich ist.

Ist unsere glanzvolle Zeit wirklich vorbei? Oder ist es einfach der generelle Lauf der Dinge, ein Produkt der sich verändernden äußeren Gegebenheiten?
Früher war alles anders, klar: privilegiert, wer Mitglied sein durfte. Aber es war auch schick und gehörte für eine gewisse Klientel zum guten Ton. Und heute? Machen wir zu viel Brimborium um unsere Aufnahmekriterien, warten wir zu lange, bis wir neue Mitglieder aufnehmen und berufen wir uns zu stark auf das Credo: „Ein Bund fürs Leben“? Vielleicht ist das ja nicht mehr zeitgemäß? Haben wir als weltweiter Bund nicht so viele Vorteile durch die Globalisierung und die neuen Technologien? Und doch scheinen wir all dies nicht ansatzweise so für uns zu nutzen, wie es möglich wäre.
Müssten wir nicht versuchen, die Freimaurerei mehr in die Gesellschaft zu integrieren? Sie greifbarer für jedermann zu machen?

Ich persönlich gehe offen mit meiner Mitgliedschaft um, jedenfalls im privaten Kontext. Gleichwohl habe ich in den vergangenen neun Jahren noch nicht eine Person aus meinem Bekannten- oder Freundeskreis mit in die Loge genommen. Anders als im privaten gehe ich im beruflichen Leben verschwiegen mit dem Thema Freimaurerei um. Ist das richtig oder falsch? Oder lautet die Antwort: Es kommt darauf an? Wissen doch die Kontakte aus dem privaten Umfeld meist wenig bis gar nichts über Freimaurerei, ist davon auszugehen, dass es im beruflichen Umfeld ähnlich aussieht. Und wenn, dann kennen sie eben genau die vorurteilsbeladenen Beiträge, Schriften und Youtube-Videos aus dem Internet.

Zu viele Floskeln, zu wenige Antworten

Wo sind die herausragenden Persönlichkeiten von heute? Wie wird man in 50 Jahren auf die letzten 100 Jahre Freimaurerei zurückblicken? Ich befürchte, dass – insofern sich nichts ändert – wir in 50 Jahren zwar noch als Bund bestehen, sich doch unsere glanzvolle Geschichte nach wie vor auf das 18., 19. und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts begrenzt. Vielleicht ist das auch in Ordnung so und es genügt uns, wir finden uns damit ab. Aber ist unser Anspruch nicht eigentlich ein anderer?

Es sind viele Fragen, die mich umtreiben. Antworten habe ich bisher noch wenige bekommen! Und wenn, dann handelt es sich zu häufig um generelle Floskeln, von Brüdern, die vielleicht aufgrund ihres Alters keine Notwendigkeit sehen, etwas zu verändern. Vielleicht sind manche auch selbst enttäuscht über die Entwicklung unseres Bundes nach dem Zweiten Weltkrieg.

Ich zweifle nicht an der Freimaurerei und ich bin auch nicht enttäuscht von ihr. Ich möchte lediglich aussprechen, was mich häufig umtreibt und einen Gedankenanstoß geben.

Unser Bund ist so einzigartig und schön. Ich habe bereits viele Logen besucht. In Hannover, München oder Frankfurt. Aber auch im Ausland. In England, in den USA. Überall fühlt man die Verbundenheit der Brüder. Überall ist es anders und dennoch gleich. Ganz egal, wie ihr euch zu diesem Thema positioniert: Bitte lasst uns nicht nur an uns selbst arbeiten, sondern auch an unseren Logen und der Freimaurerei im Allgemeinen, sodass noch viele folgende Generationen von diesem Bruderbund profitieren können und wir bei unserer 400-Jahrfeier auf die vergangenen 150 Jahre genauso stolz sind wie auf die ersten 250.

Dieser Beitrag stammt aus dem Heft 3-2020 der HUMANITÄT, dem deutschen Freimaurer-Magazin. Das Heft kann bei der Kanzlei abonniert werden.