Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Hervorragend organisierter Großlogentag in Berlin

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Alter und neue Vorstand, Distriktmeister und Ehrengäste unmittelbar nach der Einsetzung des neuen Großmeisters

Am vergangenen Samstag ist ein wohlorganisierter Großlogentag in Berlin mit einem umfangreichen Programm und vielen personellen Veränderungen zu Ende gegangen.

Der Großlogentag 2022 ist aus verschiedenen Gründen bemerkenswert. Erstens waren alle Beteiligten froh, nach den pandemiebedingten Absagen von Treffen in Stuttgart und Lübeck wieder einmal zusammenzukommen. Nicht alle waren sicher, dass diese Zusammenkunft letztendlich möglich sein würde und angesichts der hohen Inzidenzen wurden geringe Teilnehmerzahlen befürchtet. Das Gegenteil war letztlich der Fall: rund 140 stimmberechtigte Logenvertreter waren anwesend und insgesamt etwa 400 Teilnehmer einschließlich nicht stimmberechtigter Brüder, Partner und Gäste. Zweitens gab es ein Konfliktthema, das im Vorfeld für Diskussionen sorgte und letztendlich nach einigen Debatten mit großer Mehrheit zu einem guten Ende gebracht wurde. Und drittens mussten Wahlen durchgeführt werden, die für Neubesetzungen in großer Zahl sorgten, weil Brüder satzungsgemäß nicht wieder kandidieren durften oder aus gesundheitlichen, beruflichen und privaten Gründen nicht noch einmal kandidieren wollten. Einvernehmlich konnten Großlogenrat und der neue Großmeister Vorschläge bringen, die mit großen Mehrheiten angenommen wurden.

Grußwort der Großmeisterin der Frauengroßloge

Zum Beginn des Großlogentages hielt die Großmeisterin der Frauengroßloge von Deutschland, Antje Hansen, ein kurzes Grußwort, in dem sie auf die historische Verbundenheit der Frauengroßloge und der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AfuAMvD) hinwies: “Die Brüder vor allem der Großloge AFuAM haben unseren Bau von Beginn an kräftig unterstützt und ihr Anteil, euer Anteil, liebe Brüder, an unserem Werden und Wachsen ist groß.” Sie wies auf den Dreiklang der symbolischen Werkzeuge Winkelwaage für das Begegnen auf gleicher Ebene, das Senkblei als Symbol des Handelns und das Winkelmaß als Erinnerung an Trennung und Begegnung und wünschte allen Teilnehmern ein Gelingen des Großlgentages in diesem Dreiklang.

Freimaurerische Praxis: Sich als Freund bewähren. Gründlich denken, besonnen handeln. Andere nicht im Stich lassen. Schönheit als unverzichtbares Lebensprinzip erkennen. Das Ritual zur spirituellen Heimat werden lassen.

Mit diesen Worten begann der Großmeister Stephan Roth-Kleyer seinen ausführlichen Bericht. Ausführlich deshalb, weil er nicht nur, wie sonst üblich, über die letzten zwei Jahre seiner Amtszeit Auskunft geben wollte, sondern hin und wieder für das Verständnis der Zusammenhänge zurückgreifen müsse auf die insgesamt achtjährige Amtszeit. Er wies darauf hin, dass das Amt fordernd und komplex sei und nur “im Team unter Nutzung der individuellen und persönlichen Ressourcen eines jeden Bruders” funktioniere. Er bedankte sich dafür bei zahlreichen Brüdern in verschiedenen Funktionen und Ebenen, der Kanzlei, den Distrikten und den Logen. Und auch wenn es alles in allem drei Monate seiner Zeit des Jahres gefordert habe, es anstrengend um manchmal entmutigend gewesen sei, habe doch das Gute überwogen.

Er erinnerte im Rahmen seiner Reisetätigkeit an 23 Lichteinbringungen, von denen er 20 selbst durchführen konnte, an viele Logenbesuche, Jubiläen und Festveranstaltungen, 40 Besuche von Stuhlmeistertagen der Distrike, Vortragsveranstaltungen, überregionale Veranstaltungen der anderen Großlogen im Verbund der Vereinigten Großlogen von Deutschland.

Als wichtige Themen während seiner Amtszeit wies er auf die Unterstützung und Förderung der Mitgliedslogen hin, das er als “Kerngeschäft” der Großloge betrachtet habe. Notwendig sei auch die Öffentlichkeitsarbeit gewesen: “Es war ein wichtiges Ansinnen, dass wir Freimaurer unseren Weg in die Mitte der Gesellschaft weiterhin sicher und überlegt gehen. Öffentlichkeitsveranstaltungen sind für uns essenziell. Sie sind essenziell, um unsere freimaurerischen Zielsetzungen, wie auch um unsere Geschichte, um unser Tun auch nach außen hin zu dokumentieren und zu kommunizieren. Sie sind essenziell, um auch besser in der Gesellschaft verstanden zu werden, um besser in der gesellschaft anzukommen.” Und weiter: “Dafür müssen wir einiges tun — die Gesellschaft wartet nicht auf uns Freimaurer. Unsere Werte und Themen sind von hoher gesellschaftlicher Relevanz.” In dem Zusammenhang wies Stephan Roth-Kleyer auch auf die Wichtigkeit der eigenen Medien hin, sowohl die Zeitschrift “Humanität” und die Internetseite mit dem Newsletter, die beide eine hohe Reichweite haben und sich in der Bruderschaft und bei interessierten Nichtfreimaurern einer großen Beliebtheit erfreuen, wie er feststellte.

Die weiteren Themen Aus- und Weiterbildung, Rituale, Kanzlei, Schottischer Ritus, Freimaurerisches Hilfswerk, Restitutionen, Vereinigte Großlogen, Rechtsreform sollen an dieser Stelle nur der Vollständigkeit aufgeführt sein. Zu den Mitgliederzahlen sei auszuführen, dass sie durch Austritte und Todesfälle während der Pandemie leicht gesunken sind, aber zu erwarten sei, dass sich die Zahlen durch die erhöhte Nachfrage und den situationsbedingten Aufnahmestau in den Logen bald wieder erholen dürften und sich das beständige moderate Wachstum fortsetzt. Seinen Bericht beendete er launig und augenzwinkernd mit einem Zitat des Kabarettisten Olaf Schubert: “Leute, macht was draus. Ich kann mich nicht um alles kümmern.”

Die Großloge hat nun eine Stiftung

In den vergangenen zwei Jahren hat die Großloge aus Restitutionsmitteln eine Stiftung ins Leben gerufen, die auch Zustiftungen ermöglichen soll, was dem mehrfach geäußerten Bedarf von Logen und Einzelbrüdern, aber auch Nichtfreimaurern entspricht. Diese Stiftung wurde einstimmig vom Großlogenrat, bestehend aus Vorstand und Distriktmeistern, befürwortet und beschlossen. Wegen eines möglichen Formfehlers mussten etliche Anträge aus den Logen beraten und auf Antrag des Großlogenrates eine nachträgliche Zustimmung eingeholt werden. Es gab dazu ausführliche Diskussionen, schlussendlich wurden alle Anträge gegen die Stiftung mit großer Mehrheit abgelehnt und dem Antrag zugestimmt, der die Gründung dieser Stiftung zulässt, die somit unmittelbar ihre Arbeit aufnehmen kann.

Vorstellung und Wahlen

Stefan Kunnert, Kandidat für das Amt des Großmeisters der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland, stellte sich und sein Team vor und erläuterte einige Punkte, die ihm für die zukünftige Arbeit wichtig erscheinen. An erster Stelle nannte er eine “Öffnung mit Augenmaß”, durch die die Logen “zunehmend und überwiegend als wertvoller, bereichernder Teil unserer Gesellschaft wahrgenommen wird.” Neben der öffentlichen Positionierung sei auch der Blick nach innen enorm wichtig und sei ein Leitmotiv für aktive, harmonische und lebendige Arbeit in den Bauhütten. Er verwies auf bestehende oder zu schaffende Angebote der Großloge und der Distrikte und kündigte an, vermehrt digitale Formate einsetzen zu wollen.

“Die sich wandelnde digitalisierte Gesellschaft wird durch kürzere Arbeitszeiten und modifizierte Arbeitswelten auch gravierende Auswirkungen auf die Fragen nach einer sinnvollen Zeitgestaltung haben.” Der geschützte Raum der Logen sei im Zeitalter sozialer Medien und erhöhter Kommunikation ein Kleinod.

Die sich in Zeiten des Wertewandels durch unsere Social-Media-Gesellschaft einstellende Rauheit, die soziale Isolation durch die Coronapandemie und ganz aktuell der Schock durch das zerstörende Kriegsgeschehen in der Ukraine darf uns nicht entmutigen.

Er führte weiter aus, dass mit “Digitalisierung, aktiver Öffentlichkeitsarbeit, lebendiger innerer und äußerer Kommunikation, breit gestreuter Aus- und Weiterbildung, der anstehenden Rechtsreform, Gemeinschaftsbildung und -pflege in einer Vertrauenskultur” viele Aufgaben vor der Freimaurerei lägen und sicher weitere hinzukommen würden.

Die nachfolgenden Wahlen waren eindeutig: ohne Gegenkandidaten und mit breiter Mehrheit wurden alle Kandidaten gewählt, der neue Großmeister kann mit seinem Wunschteam seine Arbeit antreten

Einsetzung bei ritueller Arbeit

Es ist alter Brauch in der Freimaurerei, dass Funktionsträger in den Logen in einer rituellen Zusammenkunft, der sogenannten “Tempelarbeit” in ihre Ämter eingesetzt und verpflichtet werden. Auch in der Großloge ist dies nicht anders. Den ersten Teil leitete der scheidende Großmeister Stephan Roth-Kleyer und nutzte die Gelegenheit, um verschiedene verdiente Brüder für ihre Arbeit mit unterschiedlichen Ehrenzeichen zu würdigen. Im Rahmen seines Berichtes verabschiedete er sich mit einer eindringlichen Aufforderung an die Mitglieder: “Mir liegt etwas am Herzen, das ich euch heute, am letzten Tag unseres Großlogentages 2022 in Berlin zum Ende meiner Amtszeit gerne an dieser Stelle mit auf den Weg geben würde. Das Thema sprach ich bereits 2018 an und habe es stets verfolgt.” Er sprach von der “herrlichen Unverbindlichkeit der Freimaurerei”, der man eine deutliche Absage erteilen müsse. Schönreden habe uns keinen Schritt weiter gebracht, und wenn, dann in die falsche Richtung.

Wenn wir Freimaurer im 21. Jahrhundert noch von unserer Gesellschaft positiv wahrgenommen werden wollen, müssen wir im Täglichen wirken, jeder an seinem Platz. Wir müssen Fragen stellen, Alternativen und neue Konturen aufzeigen. Dabei müssen wir uns stets auf unser geistiges Fundament besinnen: Freiheit für alle Menschen; Toleranz als Billigung und Ablehnung anderer Auffassungen; Humanität, Güte, Menschenfreundlichkeit, Mitmenschlichkeit; Solidarität und Empathie als Substanz und Methode des täglichen Lebens.
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Ich verstehe das als Verpflichtung zur Menschlichkeit, weil alle Menschen einen gemeinsamen Ursprung haben. Wir haben die Gleichwertigkeit alles Menschlichen angesichts der aktuellen politischen Bedrohungen neu zu verstehen.
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Auch in den kommenden Jahrzehnten werden Freimaurer gebraucht, die starke Persönlichkeiten sind. Es braucht Freimaurer, die nicht zurückweichen vor der Auseinandersetzung mit Unmenschlichkeit oder vor der Größe bedrängender Konflikte.

Der neue Großmeister Stefan Kunnert wurde durch den Altgroßmeister Axel Pohlmann eingesetzt und auf die Aufgaben verpflichtet, im Anschluss setzte der Großmeister seine Beamten ein. Es folgten zahlreiche Glückwünsche und Grußworte anwesender Brüder verschiedener freimaurerischer Organisationen.

Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch die am Rande stattfindenden Veranstaltungen wie Ausflüge und Abendveranstaltungen guten Anklang fanden und von den Teilnehmenden sehr gelobt wurden. Das lag nicht zuletzt an der glänzenden Organisation der gastgebenden Loge “Zum Spiegel der Wahrheit” in enger Zusammenarbeit mit der Kanzlei der Großloge.