Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Weihnachtsgruß für Kölner Obdachlose

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Weihnachtsgruß für Kölner Obdachlose

Von Michael Wehrhan

Das wird das härteste Weihnachten seit Kriegsende.“ Armin Laschet, NRW-Ministerpräsident, mittlerweile CDU-Vorsitzender und damit wahrscheinlich auch Kanzlerkandidat, hat diesen umstrittenen Satz vermutlich bitter bereut und mittlerweile auch relativiert.

Aus gutem Grund, denn, wie Sara Bosetti zu Recht fragte: „Wen meinte er damit? Paketboten? Krankenhauspersonal?“ Sicher nicht diejenigen, die zu Hause im Warmen sitzen, ausreichend zu Essen und ein Dach über dem Kopf haben und sich letztlich nur noch entscheiden müssen, ob sie lieber oldschool lineares Fernsehen schauen oder mal durch das Angebot von Netflix & Co. surfen. Natürlich sind viele Feiern im Kreise der Familie ausgefallen, das ist unbestritten. Viele, die sich sehen wollten, konnten es nicht und mussten für dieses Jahr von liebgewonnenen Traditionen Abschied nehmen. Und gar nicht zu reden von den vielen Seniorinnen und Senioren, die niemand im Alten- oder Pflegeheim besuchen durfte. Gerade über Weihnachten kann die Einsamkeit dann noch bedrückender sein, als sie im mittlerweile zweiten Lockdown ohnehin schon ist. Auch mein Bruder und ich haben in diesem Jahr darauf verzichtet, unsere Eltern über Weihnachten zu besuchen, wie wir es ansonsten jedes Jahr tun. Und so haben Br. Stefan Leisten und ich beschlossen, den Heiligen Abend zu nutzen und etwas zu tun, wofür eben dieser Abend eigentlich einmal gedacht war, nämlich wenigstens kurzfristig etwas Licht und Freude in die Welt zu bringen, indem wir kleine Tüten mit Süßigkeiten und etwas Bargeld an die Obdachlosen in der Stadt Köln verteilen. Süßigkeiten, so weiß ich aus berufenem Munde, sind besonders beliebt, weil in der Regel das Geld fehlt, um sich dergleichen Luxus zu leisten, es gilt, wichtigere Dinge vom mühsam erworbenen Geld zu kaufen.

Die Brüder meiner Loge „Ver Sacrum“ hatten schon in der ersten Lockdown-Phase im März 2020 einen beeindruckenden Betrag gespendet. Die „Humanität“ berichtete in ihrer Ausgabe 4/2020. Von dem Geld waren noch 300 € übrig. Davon kaufte ich im Schreibwarenladen 60 kleine Plastiktüten, füllte sie mit Süßigkeiten — darunter selbstgebackene Kekse von der Frau eines Bruders, legte 5 € in bar dazu und los ging es.

Br. Stefan Leisten und ich waren etwa drei Stunden unterwegs. Der Tag war in zweifacher Hinsicht geeignet für diese Aktion: Zum einen war es eben Heiligabend, zum anderen war es auch ein ungemütlicher, nasskalter Tag, der einem das triste Leben auf der Straße noch einmal besonders vor Augen führte. Wir klapperten gemeinsam die beinahe menschenleeren Straßen der Stadt ab, übergaben allen tief in ihre Schlafsäcke vergrabenen Wohnungslosen, die wir trafen, eine Tüte und wünschten ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Als ich nach Hause kam, war es warm, ich hatte ein Dach über dem Kopf und genug zu essen, konnte mir aussuchen, ob ich lieber lineares Fernsehen oder Netflix schauen möchte. Abends habe ich mit meinen Eltern telefoniert.

Der Satz von Armin Laschet traf auf mich nicht zu.

Dieser Beitrag stammt aus dem Heft 2-2021 der HUMANITÄT, dem deutschen Freimaurer-Magazin. Das Heft kann bei der Kanzlei abonniert werden.

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